Schlossbesuch und Essen im "Ritter": Wie Mandela die Heidelberger begeisterte
Heidelberg. (hö) Es war ein sonniger Spätsommertag, dieser Samstag, 11. September 1999: Eine riesige Menschenmenge erwartete Nelson Mandela bereits im Schlosshof, als der frisch pensionierte südafrikanische Staatspräsident um 12 Uhr eintraf: Oberbürgermeisterin Beate Weber erklärte dem Gast den Blick vom Schlossaltan aus - Mandela hatte darauf bestanden, bei seinem Deutschlandbesuch Heidelberg zu sehen. Ins Goldene Buch, das im Schlosshof ausgebreitet war, schrieb er: "Visiting the Heidelberg Fort is an unforgettable experience (Die Heidelberger Festung zu besuchen, ist eine unvergessliche Erfahrung)."
Mandela war damals bereits stolze 81 Jahre alt, aber er sollte an diesem Mittag noch viel Ältere treffen: Er schüttelte dem damals 104-jährigen Arthur Fischer und dem 89-jährigen Karl Kollnig - beide zwar nicht formell Ehrenbürger, aber hochgeehrte Heidelberger Gelehrte - die Hand, und die Senioren redeten übers Altern. Auch ansonsten ging es ungezwungen zu, etliche Besucher hatten sich in Schale geworfen, um Mandela zu imponieren. Ein Polizist aus Weinheim trug ein T-Shirt mit dem Schlachtruf des Afrikanischen Nationalkongress (ANC), dem Mandela lange vorgestanden hatte: "Amandla Ngawethu (Die Macht dem Volke)!" Ein Eppelheimer war in das Trikot der südafrikanischen Springbok-Cricket-Mannschaft geschlüpft: "Mandela sieht’s und lacht jenes Lachen, das ihn so anziehend macht", schrieb Claudia Diers-Lienke in der RNZ.
Nach einer Stunde ging es mit Weber in den "Ritter" in die Altstadt, sie sprachen über Kommunalpolitik und Umweltschutz. Trotz der Eile - der Flieger wartete - wollte sich Mandela unbedingt persönlich von den Bedienungen und Köchen im Restaurant verabschieden. Als er dann gegen 14 Uhr zum Wagen ging, erwarteten ihn gut 500 Menschen, und Mandela rief ihnen zu: "I love each and everyone of you."
Zum 100. Geburtstag Mandelas singt am heutigen Mittwoch die Uni-Zulu-Company aus Durban (Südafrika) mit dem Heidelberger Imbongi-Chor Lieder aus dem Freiheitskampf (Karlstorbahnhof, 20 Uhr, regulärer Eintritt: 15 Euro).