Spätestens als vor 10 Jahren das Jahr der Lebenswissenschaften ausgerufen wurde, avancierten die sog. „Life sciences“ zur Leitwissenschaft. Aber erklären sie wirklich das Leben? Der Romanist und Literaturwissenschaftler Ottmar Ette hat die wohl markanteste Herausforderung an Neurologen und Biologen, an die Wissenschafts- und Bildungspolitik formuliert: Die eigentliche Lebenswissenschaft sei die Literaturwissenschaft. Wovon denn handle Literatur, wenn nicht vom Leben? In seinem Ende 2010 erschienenen Buch „ZusammenLebensWissen“ – nach „ÜberLebensWissen“ und „ZwischenWeltenSchreiben“ als dritter Band im Kadmos-Verlag erschienen – formuliert es der Autor so: „Die Literatur erfindet den Horizont des Neuen, Künftigen und ist damit der Wissenschaft stets um eine Nasenlänge voraus.“ Was hier kühn erscheint, leuchtet sofort ein, wenn wir Leben als Erleben, Überleben und Zusammenleben auffassen.
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