Unfreiwillig frei: In NRW fällt weiterhin jede 20. Unterrichtsstunde aus
Unterrichtsausfall ist ein Thema, das immer wieder die Gemüter erhitzt. Schulministerin Dorothee Feller legt neue Zahlen vor - die den meisten bekannt vorkommen dürften.
Etwa jede 20. Unterrichtsstunde in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Schuljahr 2024/25 ersatzlos ausgefallen. Mit einer Ausfallquote von 4,8 Prozent gemessen an allen Unterrichtsstunden liegt der Wert unverändert auf dem Niveau des vorangegangenen Schuljahres 2023/24. Das teilte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) in Düsseldorf mit.
Alle rund 4.400 öffentlichen Schulen - von Grundschulen über Förderschulen bis hin zu Gymnasien, Gesamtschulen und weiteren Schulformen - nahmen den Angaben zufolge an der Erhebung des Ministeriums teil.
"Der Lehrkräftemangel ist nicht von heute auf morgen entstanden, und wir werden ihn auch nicht von jetzt auf gleich beheben können", kommentierte Feller die nahezu deckungsgleichen Ergebnisse. "Aber wir bleiben dran und kommen Schritt für Schritt voran." Immerhin arbeiteten heute über 9.700 Menschen mehr an den Schulen in NRW als noch vor drei Jahren.
Jede zehnte Unterrichtsstunde in Vertretung
Ebenso wie im Jahr zuvor wurden zehn Prozent des Unterrichts in Vertretung erteilt - inklusive Distanzunterricht, der aber nur noch einen Anteil von 0,2 Prozent hatte. 1,4 Prozent des Unterrichts entfielen auf eigenverantwortliches Arbeiten in der gymnasialen Oberstufe.
Fünf von sechs Unterrichtsstunden (83,9 Prozent) wurden der Erhebung zufolge wie vorgesehen erteilt - davon 77,4 Prozent gemäß Stundenplan und 6,5 Prozent in besonderer Form. Dazu gehören etwa Schulfahrten, Exkursionen, Projekttage, Praktika, Wettbewerbe oder Schul- und Sportfeste.
Ministerin: Manche Ausnahmen sind unvermeidbar
Ein erheblicher Teil der Abweichungen vom Stundenplan sei systembedingt und unvermeidbar, erläuterte Feller. "Die Begleitung von Klassenfahrten, Prüfungen, pädagogische Tage oder ein früheres Unterrichtsende an Brauchtums- oder Zeugnistagen gehören selbstverständlich zum schulischen Alltag." Rund drei Prozent des als Ausfall oder als eigenverantwortliches Arbeiten erfassten Unterrichts seien durch solche Gründe verursacht.
Im Fall der Erkrankung von Lehrkräften konnte den Angaben zufolge in drei von vier Stunden eine Vertretung sichergestellt und Unterrichtsausfall vermieden werden. Gleichwohl sei die Erkrankung von Lehrkräften der häufigste Grund für Unterrichtsausfall.
Keine Schule an den Pranger stellen
Die Daten werden seit dem Schuljahr 2023/24 regelmäßig flächendeckend erhoben. Erfasst werden alle öffentlichen Grund-, Haupt-, Real-, Gesamt-, Sekundar- und Primus-Schulen, Gymnasien sowie Förderschulen für Lern- und Entwicklungsstörungen.
Am 16. Dezember werden die Daten im Bildungsportal des Schulministeriums bereitgestellt. "Mit der Veröffentlichung der Unterrichtsstatistik sorgen wir für größtmögliche Transparenz und kommen dem Wunsch der Öffentlichkeit nach belastbaren Daten zum Unterrichtsgeschehen nach", unterstrich Feller. Diese seien verantwortungsvoll zu nutzen. "Keine Schule darf an den Pranger gestellt werden." Wenn an einer Schule der Unterricht häufiger ausfalle, sage das noch nichts über die Qualität der geleisteten Arbeit aus.