Die FDP-Politikerin Ruth Wagner war in Hessen eine prägende Figur. Nun ist sie im Alter von 85 Jahren gestorben. Die frühere hessische Wissenschaftsministerin und FDP-Landeschefin Ruth Wagner ist tot. Das bestätigte der FDP-Landesverband der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die "Hessenschau" berichtet. Die einstige stellvertretende Ministerpräsidentin von Hessen wurde 85 Jahre alt. In ihrer Karriere hatte sie etliche politische Positionen inne. Für die FDP war sie Vizepräsidentin des Landtags, Fraktionsvorsitzende in Hessen, Mitglied im Bundesvorstand – und auch Stadtverordnete in Darmstadt. Als Wagner 1978 erstmals in den Landtag einzog, regierte dort noch eine sozialliberale Koalition unter SPD-Ministerpräsident Holger Börner. Für die hessischen Liberalen folgten darauf Jahre in der Opposition. Als die FDP 1987 wieder unter ihrem damaligen Landesvorsitzenden Wolfgang Gerhardt in die Regierung einzog, tat sie das an der Seite der CDU . Als Stellvertreterin Gerhardts – und von 1995 bis 2005 als dessen Nachfolgerin – hat Wagner die Ausrichtung ihrer Partei auf ein bürgerliches Bündnis immer verteidigt. Neustart der FDP: Früher Jägermeister, jetzt Mini CDU-Urgestein Bouffier: "Ich bin von Jens Spahn enttäuscht" Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) äußerte seine Trauer und seinen Dank gegenüber der Verstorbenen. "Ruth war von ganzem Herzen eine Liberale, eine Frau mit Haltung", betont Koch und ergänzt: "Ich persönlich habe ihrem Vertrauen und ihrer Standfestigkeit sehr viel zu verdanken". Von 1999 bis 2003 war Wagner Ministerin 1999 sicherte Wagner dem Christdemokraten die Wahl zum Ministerpräsidenten – trotz der auch in der FDP umstrittenen Doppelpass-Kampagne. In Kochs Kabinett übernahm die gelernte Lehrerin und begabte Hobbymalerin 1999 ihr Wunschressort Kunst und Wissenschaft. Zudem war sie – ebenfalls von 1999 bis 2003 – Stellvertreterin des Ministerpräsidenten. Sie stützte Koch während der Schwarzgeldaffäre gegen das Drängen der liberalen Bundesspitze. Doch 2003 schlug sie sein Angebot aus, bei absoluter CDU-Mehrheit in der Regierung zu bleiben. Auch der amtierende Ministerpräsident Hessens, Boris Rhein (CDU), würdigte Wagner als "loyale Demokratin und überzeugte Liberale". Mit ihr verliere Hessen eine herausragende Politikerin. "Mit klarer Haltung, großer Sachkenntnis und persönlicher Integrität hat sie sich für die Demokratie eingesetzt. Ihr Tod erfüllt mich mit großer Trauer. Ich bin in Gedanken bei ihrer Familie und ihren Freunden", teilte Rhein mit. Zunächst arbeitete Wanger als Lehrerin Jahrzehntelang war Wagner Mitglied der FDP. Fast 30 Jahre lang war die Politik ihr Beruf. Später engagierte sie sich in zahlreichen Vereinigungen ehrenamtlich. So war sie etwa Vorsitzende der Kommission zur Geschichte der Juden in Hessen, Vorsitzende des Kunstvereins Stadt Darmstadt und Kuratoriumsvorsitzende des Kulturfonds Rhein-Main. Geboren wurde sie 1940 in Wolfskehlen in Südhessen . Sie studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft, schließlich arbeitete sie als Lehrerin an einem Gymnasium in Darmstadt. Wagners Arbeit hat ihr auch zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. 2006 erhielt sie das große Bundesverdienstkreuz, 2010 die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen.