Eigentlich wollte Guineas Junta-Chef die Macht im vergangenen Jahr an eine Zivilregierung abgeben. Doch dann überlegte er es sich doch anders. Der Anführer des Militärputsches in Guinea, Mamady Doumbouya, ist zum neuen Präsidenten des westafrikanischen Landes gewählt worden. Nach den am Dienstag bekannt gegebenen vorläufigen Ergebnissen erhielt er bei der Wahl vom 28. Dezember 86,72 Prozent der Stimmen. Damit erreichte er die absolute Mehrheit und muss nicht in eine Stichwahl. Die Wahlbeteiligung lag nach offiziellen Angaben bei knapp 81 Prozent. Vertreter der Opposition zogen den Wert jedoch in Zweifel, nachdem mehrere Medien von verhaltener Teilnahme in Wahllokalen der Oppositionshochburgen berichtet hatten. Mit der Wahl soll die Rückkehr zu einer zivilen Regierung in dem an Bauxit und Eisenerz reichen Land abgeschlossen werden. Der Oberste Gerichtshof hat nun acht Tage Zeit, die Ergebnisse im Falle einer Anfechtung zu bestätigen. Ein Referendum ermöglichte Doumbouyas Kandidatur Doumbouya, ein ehemaliger Kommandeur von Spezialeinheiten, hatte 2021 die Macht an sich gerissen und den seit 2010 amtierenden Präsidenten Alpha Condé gestürzt. Sein Sieg, der ihm eine siebenjährige Amtszeit sichert, war weithin erwartet worden. Condé und der langjährige Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo befinden sich im Exil, weshalb Doumbouya nur gegen ein zersplittertes Feld von acht Herausforderern antreten musste. Der Umsturz in Guinea war einer von neun Staatsstreichen, die seit 2020 die Politik in West- und Zentralafrika geprägt haben. Ursprünglich war es Mitgliedern der Junta untersagt, bei Wahlen anzutreten. Eine neue Verfassung, die diese Beschränkung aufhob, wurde jedoch im September in einem Referendum verabschiedet. Der 41-jährige Doumbouya hat seine Popularität unter anderem mit einem Fokus auf die reichen Rohstoffvorkommen des Landes gesteigert. Er reklamiert für sich, das riesige Eisenerz-Projekt Simandou vorangetrieben zu haben. Seine Regierung entzog zudem der Tochtergesellschaft von Emirates Global Aluminium nach einem Streit über eine Raffinerie die Lizenz. Dieser sogenannte Ressourcennationalismus, der auch in Mali, Burkina Faso und Niger zu beobachten ist, hat seine Beliebtheit ebenso gefördert wie sein relativ junges Alter in einem Land, in dem das Durchschnittsalter bei etwa 19 Jahren liegt. Opposition spricht von systematischem Betrug Die politische Auseinandersetzung ist unter Doumbouya jedoch stark eingeschränkt. Zivilgesellschaftliche Gruppen werfen seiner Regierung vor, Proteste zu verbieten und die Pressefreiheit zu beschneiden. Viele Kritiker wurden verhaftet, verurteilt oder flohen ins Exil. Auch der Wahlkampf sei stark eingeschränkt und von Einschüchterungen von Oppositionellen sowie Einschränkungen der Medienfreiheit geprägt gewesen, sagte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Turk vergangene Woche. Der Oppositionskandidat Faya Lansana Millimono erklärte am Montag, die Wahl sei von systematischen und betrügerischen Praktiken überschattet worden. Die Wahlbeteiligung lag nach offiziellen Angaben bei 80,95 Prozent. Oppositionspolitiker hatten jedoch bereits bei dem Referendum im September eine ähnlich hohe Zahl in Zweifel gezogen. Eine Stellungnahme der Regierung lag zunächst nicht vor. Nach Angaben der Weltbank leben gut die Hälfte der Menschen in Guinea in Armut, obwohl das Land über große Mineralienvorkommen verfügt. Anders als seine Nachbarn Mali , Burkina Faso und Niger, in denen ebenfalls Militärregierungen herrschen, erhält Guinea seine guten Beziehungen zur früheren Kolonialmacht Frankreich und anderen internationalen Partnern aufrecht.