In einer Ratgeberserie erklärt die t-online-Redaktion Schritt für Schritt, wie ein erfolgreicher Start an die Börse gelingen kann. Heute geht es darum, was Sie bei der Fondsauswahl nicht beschäftigen muss. In Folge 6 der Ratgeberserie "Ihr Weg an die Börse" konnten Sie lesen, wie Sie einen passenden günstigen Aktienfonds (ETF) für sich finden : Sie haben erfahren, in welche Aktienkörbe Einsteiger gut investieren können, was mit "ausschüttenden ETFs" gemeint ist und welche Rolle Kosten und die Größe des Fonds spielen – also, wie viel Geld Anleger bereits in den ETF gesteckt haben. Folge 7 schließt daran an und widmet sich der Frage, auf welche Begrifflichkeiten oder Details, die Ihnen bei der Suche nach einem ETF womöglich unterkommen, Sie weniger zu achten brauchen. Dazu zählen das sogenannte Fondsdomizil, also der EU-Staat, in dem der ETF offiziell beheimatet ist, der ETF-Anbieter , die genaue Art der Indexnachbildung und die Währung. 1. Länderkürzel: Was IE, LU und DE bedeuten Wenn Sie sich Listen verfügbarer ETFs ansehen, zum Beispiel solche auf den Weltaktienindex MSCI World, fällt Ihnen vielleicht die internationale Identifikationsnummer ISIN auf – und dass an deren Anfang stets zwei Buchstaben stehen. Diese Buchstaben sind Länderkürzel. Sie stehen für den EU-Staat, in dem ein ETF-Anbieter seinen ETF "auflegt", also rechtlich ansiedelt. So hat der nach Fondsvolumen größte ETF der US-Marke iShares etwa die ISIN IE00B4L5Y983, der französische Fondsverwalter Amundi schickt seinen MSCI-World-ETF mit ISIN LU2572257124 ins Rennen. Und die Fondsgesellschaft der Sparkassen Deka vertreibt ihren MSCI-World-ETF unter der ISIN DE000ETFL508. Was hat es damit auf sich? Und warum ist das Fondsdomizil nicht für alle ETFs gleich? Irland profitiert von günstigen Steuerregeln MSCI-World-ETFs, die Indexaktien physisch nachkaufen, tragen oft das Länderkürzel IE, sind also in Irland angesiedelt. Dahinter stehen steuerliche Gründe: Weil Irland mit den USA ein günstiges Doppelbesteuerungsabkommen pflegt, bekommen ETF-Anbieter für diese US-Aktien etwas mehr sogenannte Quellensteuer erstattet – und können diese Gewinne an Anleger weitergeben. Sie können also etwas an Wertentwicklung "gutmachen" und die Rendite des ETFs etwas steigern, indem sie den Nachbildungsfehler zum Index, den sogenannten Tracking Error, leicht reduzieren. Luxemburg bietet gute Infrastruktur Die in Luxemburg aufgelegten MSCI-World-ETFs sind dagegen oft synthetisch gebaut. Das bedeutet, dass der ETF-Anbieter die Aktien des Index nicht kauft, sondern sich die Wertentwicklung des Index über ein Tauschgeschäft meist mit einer großen Bank zusichern lässt (mehr dazu weiter unten). Solche ETFs müssen sich mit der Erstattung von Quellensteuer von US-Aktien nicht herumschlagen und können das Fondsdomizil nach anderen Kriterien auswählen. Für Luxemburg spricht laut Experten die solide und verlässliche Finanzinfrastruktur und Regulatorik. Einen ETF dort zuzulassen und zu verwalten, gilt als einfach und transparent. Und Deutschland? Der einzige in Deutschland aufgelegte MSCI-World-ETF stammt von der deutschen Deka Invest. Als Fondsgesellschaft unterliegt die Deka bereits der deutschen Aufsicht Bafin: Genehmigung und Abstimmung sind so einfacher. Auch wirkt ein in Deutschland aufgelegter Fonds für deutsche Anleger womöglich vertrauenswürdiger. Vertrieben werden Deka-Fonds insbesondere von Sparkassen. Zudem waren in Deutschland aufgelegte Fonds bis zur Investmentsteuerreform 2018 bei Dividenden deutscher Aktien steuerlich begünstigt. Bei einem globalen Index wie dem MSCI World spielte dieser Vorteil zwar nur eine geringe Rolle. Für Fonds mit höherem Deutschland-Anteil, etwa Dax-ETFs, konnte er aber ins Gewicht fallen. Für ETF-Anbieter mit Fokus auf den heimischen Markt war ein Fondsdomizil Deutschland daher naheliegend. Lesen Sie auch: Wie werden ETFs versteuert? Diese Regeln sollten Sie kennen Tagesgeld, Depot und Co.: Warum Sie jetzt Ihre Finanzen überprüfen sollten (Kolumne) Achten Sie auf das UCITS-Kürzel Über die Unterschiede beim Fondsdomizil Bescheid zu wissen, schadet nicht. Am Ende aber brauchen Sie sich nicht allzu sehr darum zu sorgen. Denn: Sowohl die steuerlichen Vorteile eines in Irland aufgelegten ETFs als auch die transparenten Rahmenbedingungen für irische ETFs bringen Privatanlegern keinen Nutzen etwa im Sinne einer systematisch besseren Rendite. Wichtiger ist, dass Sie darauf achten, dass ein ETF nach europäischem Regelwerk aufgelegt und reguliert ist. Das erkennen Sie an dem Kürzel UCITS, das solchen ETFs stets voransteht. Unter anderem ist darin festgelegt, dass ein ETF sein Geld breit streuen muss und Anleger regelmäßig klare Informationen zu Kosten, Anlagestrategie und Zusammensetzung erhalten. UCITS-ETFs sind so gut vergleichbar. 2. Physische oder synthetische ETFs: Wie relevant ist das? Wer sich etwas genauer mit ETFs beschäftigt, stößt früher oder später auf die Art der Nachbildung. Hier gibt es streng genommen drei Varianten: die sogenannte (physische) vollständige Replikation, die (physische) optimierte Auswahl und die synthetische Nachbildung. Die vollständige Replikation ist bei Anlegern recht beliebt, weil sie einfach nachzuvollziehen ist. Der ETF kauft in diesem Fall mit dem Anlegergeld alle im Index enthaltenen Aktien im entsprechenden Verhältnis nach und deponiert sie bei einer Verwahrstelle, meist einer großen Bank. Ein ETF mit optimierter Auswahl (Englisch: optimized sampling) geht nicht ganz so weit. Er lässt diejenigen Aktien, die im Index nur ein geringes Gewicht haben oder sehr schwer zu bekommen oder zu handeln sind, außen vor – mit der Idee, dass der geringere Verwaltungsaufwand die geringen Zusatzeinnahmen kompensieren kann. Der ETF versucht, möglichst nah am Index zu bleiben, wägt dabei aber Kosten und Nutzen ab. Der synthetische ETF kauft die eigentlichen Indexaktien nicht, sondern er geht ein Tauschgeschäft ein (Englisch: Swap), meist mit einer großen Bank. Diese sichert dem ETF-Anbieter die Wertentwicklung des Index zu, während der ETF-Anbieter für die Bank ein Aktienportfolio verwahrt, das sogenannte Trägerportfolio. Meist handelt es sich dabei um bekannte Aktien, etwa die des Dax. Lesen Sie auch: Darum sind ETFs eine so beliebte Form der Geldanlage Swap-ETFs haben kein systematisch höheres Risiko Swap-ETFs sind für Anleger am wenigsten intuitiv. Das dahinterliegende Tauschgeschäft lässt sich zwar transparent einsehen, aber die genauen Mechanismen sind dennoch schwerer zu fassen. Vereinfacht lässt sich sagen, dass ein solches Tauschgeschäft sowohl dem ETF-Anbieter als auch der Bank Verwaltungskosten sparen und steuerlich von Vorteil sein kann. Vor der Investmentsteuerreform waren synthetische ETFs unter Anlegern zudem weiter verbreitet als physisch replizierende, da man Gewinne leichter bei der Steuer angeben konnte und das Finanzamt weniger Dokumentation einforderte. Seit 2018 ist dieser Unterschied aber aufgehoben; steuerlich werden physische und synthetische ETFs seither gleich behandelt. Gegen Swap-ETFs wird oft angeführt, dass die Bank als Tauschkontrahent ausfallen könnte. In dem Falle würden dem Anleger nur die Aktien gehören, die im Trägerportfolio stecken. Allerdings sind Wertedifferenzen zwischen Trägerportfolio und Indexwert etwa durch Staatsanleihen besichert und werden täglich abgeglichen. Auch dafür sorgen die UCITS-Richtlinien. Anleger können also damit rechnen, stets den Indexwert zu bekommen. Somit ist es am Ende eher eine persönliche Entscheidung, welche ETF-Bauart Sie wählen: Experten zufolge gibt es keine systematischen Vorteile bei der Rendite, bei der Steuer oder systematische Nachteile bei der Ausfallwahrscheinlichkeit. Wenn Sie sich unsicher sind, gehen Sie pragmatisch vor und kaufen den ETF, den Sie bei Ihrem Broker günstig kaufen können. 3. Euro oder US-Dollar: Wie wichtig ist die Währung? Global aufgestellte ETFs unterscheiden sich noch in einem weiteren Kriterium: der Fondswährung. Manche ETFs lauten in US-Dollar , manche in Euro. In einem Jahr, in dem der US-Dollar nicht zuletzt wegen der Zollpolitik von US-Präsident Trump mehr als 10 Prozent zum Euro abgewertet hat, machten sich viele Anleger Sorgen, in der "falschen" Währung investiert zu sein. Was ist dran? Richtig ist, dass ein Aktienkorb – bewertet in US-Dollar – etwas stärker im Wert zugelegt hat als dieselben Aktien, notiert in Euro. Das heißt: In Ihrem Depot können Sie für einen MSCI-World-ETF in US-Dollar 2025 eine etwas höhere Rendite ablesen als für einen MSCI-World-ETF in Euro. Wo der US-ETF auf den ersten Blick also besser erscheint, sollten Sie jedoch bedenken: In der Regel geben Sie Ihr Geld in Euro aus. Das heißt, spätestens, wenn Sie ETF-Anteile Ihres Dollar-ETFs verkaufen, werden Ihnen auf dem Konto Euros gutgeschrieben – umgerechnet zum aktuellen Wechselkurs. Sie bekommen also immer genau den Wert des Aktienkorbs in Euro, der gerade dessen US-Wert entspricht. Langfristige Abwertung eigentliches Risiko Das eigentliche Währungsrisiko liegt an anderer Stelle. Es würde sich zeigen, sollte der US-Dollar dauerhaft gegenüber dem Euro abwerten. Die Gewinne, die die Unternehmen in Dollar erwirtschaften, wären in Euro dann systematisch weniger wert. Anleger würden Geld verlieren, selbst wenn die Unternehmen erfolgreich sind. Umgehen könnten Sparer das nur, indem sie in Unternehmen investieren, die im Euroland Ihre Gewinne erzielen. Diese Sorge schätzen Experten allerdings als gering ein. Untersuchungen unter anderem des Geldratgebers "Finanztip" zeigen, dass sich Wechselkursschwankungen zwischen Dollar und Euro über die lange Frist historisch ausgleichen: Mal zeigte sich also der Dollar stärker, mal der Euro. Empfohlen wird daher, auf wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen zu setzen – ihr langfristiges Wachstum kann (kurzfristige) Währungseffekte überlagern. Nächster Schritt: Geldanlage Mit diesen Informationen fühlen Sie sich hoffentlich gewappnet, den nächsten entscheidenden Schritt zu gehen: nämlich zu starten und zum Beispiel etwas Geld in einen globalen ETF anzulegen. Dafür benötigen Sie ein günstiges Depot. Wo Sie das finden und wie Sie es eröffnen, lesen Sie in der nächsten Folge 8 der Ratgeberserie. Wie genau Sie eine Order zum Kauf erteilen, erfahren Sie in Folge 9.