Da geht noch was
Die Saison war gefühlt vorbei, seit Samstag ist dieses Gefühl gefühlt vorbei. Nach der verdienten Heimniederlage gegen den SC Freiburg und den Eichhörnchen-Punkten für die Konkurrenz aus Bochum, Mainz und Köln geht der Blick der Borussia-Fans wieder nach unten. Acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz bei noch sieben ausstehenden Spielen, nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit würde man sagen, da brennt nichts mehr an. Das gilt aber nur, wenn auch Borussia noch mal punktet, und da beginnt man sich spätestens seit Samstag zu fragen: Gegen wen denn? Und wie? Die Gefahr, dass das Team noch einmal in Not gerät, ist real. Und dass das Team, einmal in Not geraten, noch das Bremspedal findet, um die Talfahrt zu stoppen, man kann es sich kaum vorstellen angesichts der Defizite, die gegen Freiburg einmal mehr offen zu Tage traten.
Natürlich: In der ersten Halbzeit war Borussia optisch überlegen, tatsächlich fehlte bei einigen Offensivaktionen neben der nötigen Zielstrebigkeit auch das Quäntchen Glück. Aus den gut getretenen Honorat-Ecken hätte man etwas machen können. Der Schuss von Neuhaus kurz vor der Pause hätte auch reingehen können. Bei der Großchance von Rocco Reitz dagegen fehlte nicht das Glück sondern die Entschlossenheit. Dennoch reichte es dem SC Freiburg schon im ersten Durchgang, defensiv halbwegs wach zu sein. Ohne großen Aufwand brachten die Badener die durch absurde Abwehrpatzer entstandene frühe Führung in die Pause. Nach derselben ging es rubbeldiekatz: Ein Tor, das niemals fallen darf, zog Borussia schon mehr oder weniger den Stecker. Der dritte Treffer brach den letzten Rest von Widerstandsgeist. Im zweiten Durchgang ging im Grunde gar nichts. Die Pfiffe nach dem Ende der Partie hatten sich die Männer in weiß redlich verdient. Freiburg fuhr mit minimalem Aufwand einen deutlichen Auswärtssieg ein.
Lohnt es, schon wieder in die Ursachenforschung einzusteigen? Im Grunde ist schon in den Betrachtungen zu den letzten wenig erfolgreichen Spielen fast alles zu lesen. Eine unorganisierte Defensive, überforderte Außenverteidiger, häufige Missverständnisse, ein bemühter aber vogelwild zwischen den Reihen irrlichternder Spielgestalter im offensiven Mittelfeld. Alles wie gehabt. Dazu am Samstag auch noch ein stets überforderter vermeintlicher Abwehrchef und der Torwartwechsel, ohne den das Spiel möglicherweise anders gelaufen wäre. Dass Jonas Omlin die Matchpraxis fehlt, war mit ursächlich für zwei der drei Gegentore, dazu scheint die Mannschaft vergessen zu haben, wie die Spieleröffnung unter Omlin läuft. Ratlos suchte der Keeper immer wieder Anspielstationen, um von hinten heraus aufzubauen. Das wiederum sorgte für hörbare Unruhe im Publikum, was Omlins Sicherheit nicht vergrößert haben dürfte. Moritz Nicolas pflegt den Ball im Zweifelsfall in Richtung Jordan zu pöhlen, in der Hoffnung, der Stürmer, der meist mit dem Gesicht nach hinten steht, möge ihn irgendwie sichern oder verarbeiten. Omlins Sache ist das nicht, zumal er mit Jordan bislang auch kaum zusammengespielt hat. In der Theorie war der Move von Gerardo Seoane, den Kapitän zurück in die erste Elf zu befördern, nachvollziehbar. In der Rückschau war es ein Fehler.
Womöglich liefert Seoane seinen Vorgesetzten mit solchen Pannen einen willkommenen Vorwand, wenn es nach der Saison - auf welchem Tabellenplatz sie auch immer enden mag - wieder mal ums Bilanzziehen, Tiefindieaugenschauen, Konsequenzenziehen geht. Nach der Niederlage gegen Freiburg würde wohl kaum jemand mehr größere Summen darauf setzen, dass die Verweildauer des Schweizers am Niederrhein die seiner beiden Vorgänger überdauern wird. Nach Lage der Dinge wird der Trainer der Sündenbock sein. Und in der Tat hat Seoane wenig handfeste Argumente für sich gesammelt. Allerdings haben wir es schon mehrfach beschrieben: Dass der dritte Trainer in Folge an den Verhältnissen in Mönchengladbach zu scheitern droht, wird dem dritten Trainer in Folge angelastet werden und nicht den Verhältnissen. Und so ist die Situation nach diesem unglückseligen Osterwochenende klar: Die Saison ist noch nicht vorbei und selbst wenn Borussia sich auf den Felgen über die Ziellinie retten kann, deutet wenig bis nichts darauf hin, dass in der kommenden irgend etwas besser werden wird.