Bürgermeisterwahl Nußloch: Joachim Förster gewinnt sofort die absolute Mehrheit
Von Christoph Moll und Anja Hammer
Nußloch. Fünf Kandidaten hatten die Nußlocher zur Auswahl - doch sie wollten hauptsächlich einen in den nächsten acht Jahren an der Spitze des Rathauses sehen: Joachim Förster. Er wird am 1. März 2018 die Nachfolge von Bürgermeister Karl Rühl antreten, der nach 16 Jahren im Amt nicht mehr angetreten war. Mit 2464 Stimmen - was einem Anteil von 53,9 Prozent und damit der erforderlichen absoluten Mehrheit entspricht - haben die Nußlocher ihn am Sonntag in den Chefsessel der Verwaltungszentrale gewählt. Der 36-jährige Walldorfer, der seit vier Jahren Kämmerer im Nußlocher Rathaus ist, hat seine Konkurrenten - die Wieslocherin Carola Hornung, die beiden Lokalmatadoren Matthias Frick und Christian Barth sowie den Sandhäuser Hartmut Peter Fallenstein - klar hinter sich gelassen. Alle waren parteilos.
Draußen schneite es unaufhörlich, die Straßen wurden weißer und weißer - und der Parkplatz an der Festhalle wurde am Sonntagabend voller und voller. Schon um 18 Uhr war er belegt. Und der Andrang sollte noch viel größer werden. Offenbar zog es viele Nußlocher direkt vom Benzenickelbazar zur Ergebnisverkündung - zwischen dem Budenzauber am Lindenplatz und der Festhalle lagen keine 400 Meter. Mehrere Hundert waren es am Ende. Hell leuchtete der große Christbaum, doch der nadelige Weihnachtsvorbote interessierte die Besucher, darunter alle Kandidaten außer Fallenstein, spätestens um 18.27 Uhr nicht mehr. Dann wurde nämlich das erste Ergebnis auf die Leinwand projiziert: In Maisbach lag Förster mit 53,2 Prozent vorne. Ein Raunen ging durch die Halle.
Dann wurde es ruhig. Das nächste Zwischenergebnis wurde eingeblendet. Auch hier lag Förster mit 52 Prozent der Stimmen klar vorne. Je mehr Zahlen aus den Wahllokalen eingingen, desto mehr festigte sich Försters Vorsprung. Daran konnte selbst sein "schlechtestes" Ergebnis - in einem Wahlbezirk holte er "nur" 44 Prozent der Stimmen - nichts ändern. Als um 18.45 Uhr die Ergebnisse aus dem Wahllokal im Rathaus erschienen, sagten schon die ersten: "Das war’s." Der Kämmerer hatte dort einen sagenhaften Anteil von 63 Prozent der Stimmen geholt.
Um 18.53 Uhr waren alle Stimmen ausgezählt und es stand endgültig fest: Joachim Förster hatte in allen 14 Wahlbezirken die meisten Stimmen geholt. Ein lautes "Jaaa!" hallte durch die Festhalle. Der künftige Bürgermeister war im ersten Moment völlig perplex, riss dann aber jubelnd die Arme hoch - mit Freudentränen in den Augen. Nachdem die Hände der ersten Gratulanten geschüttelt waren, machte er sich mit seiner Frau Adriana und seiner 14 Monate alten Tochter Eliana auf den Weg Richtung Bühne.
Dort stand schon Amtsinhaber Karl Rühl: "Die Wähler haben gesprochen", sagte er. Zwar habe er sich eine höhere Wahlbeteiligung erhofft - 4586 Bürger und damit nur 51,4 Prozent aller Wahlberechtigten gingen am Sonntag an die Urnen - doch das solle Försters Erfolg nicht schmälern, so Rühl. "Klasse gemacht!", sagte er zu seinem Nachfolger und umarmte ihn.
Auch Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann gratulierte dem 36-jährigen Diplom-Verwaltungswirt im Namen des Bürgermeistersprengels: "Respekt - bei fünf Kandidaten im ersten Wahlgang gewinnen - da gehört etwas dazu!" Der Vorsitzende des Wahlausschusses und stellvertretende Nußlocher Bürgermeister Gerhard Leypold freute sich am Mikrofon über den "neuen jungen Bürgermeister". Zudem dankte er Rühl für die letzten 16 Jahre.
Dann war der Sieger des Abends endlich selbst an der Reihe. Er wirkte noch sichtlich überwältigt, als er ans Mikrofon trat: "Mir fehlen die Worte", gestand er. "Ich hätte nie gedacht, dass es im ersten Wahlgang klappt." Er reiche allen die Hand, um Nußloch gemeinsam nach vorne zu bringen. "Und nun feiern wir!", verkündete er. Von der SG Nußloch gab’s anschließend einen Nussbaum und die Sängereinheit sang das "Badner Lied".
Enttäuscht zeigten sich hingegen die anderen Kandidaten. "Ich hatte nicht mit einem so großen Abstand gerechnet", meinte Carola Hornung, die mit 914 Stimmen und einem Anteil von 20 Prozent das zweitbeste Ergebnis eingefahren hatte. Sie habe ein gutes Gefühl gehabt und mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. Förster habe mehr Zeit für den Wahlkampf gehabt, vermutet sie als einen Grund für seinen klaren Sieg. Die kurze Dauer des Wahlkampfs nannte auch der enttäuschte Matthias Frick auf RNZ-Nachfrage. Er hatte 12,9 Prozent der Wähler hinter sich versammelt. Frick meinte zum Sieg Kämmerers: "Ein Wechsel war nicht gewünscht." Christian Barth, der 11,6 Prozent der Stimmen bekommen hat, hatte sich "mehr erhofft" - und ebenfalls mehr Zeit gewünscht. "Ich war der authentischste Kandidat", meinte er.
Joachim Förster war also nicht der einzige, der mit einem zweiten Wahlgang gerechnet hatte. Es war demnach nichts vorbereitet, die Besucher mussten durstig nach Hause gehen. Den Wahlsieger und seine Unterstützer zog es zum Feiern in die "Galerie" am Lindenplatz.