Une petite combinaison “à la Morphy”
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von MN Hebert Pérez García aus Holland
Das praktische Vermächtnis, das uns der ausserordentliche nordamerikanische Paul Morphy hinterlassen hat, war reich und ausgiebig in seiner kurzen und kometenhaften Schachlaufbahn auf Weltniveau.
Seine taktischen Kombinationen und verfeinerte Strategie stellten beispielhafte Regeln dar, die weit über die bisherigen Zeiten hinausgehen.
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Viele Partien, die Morphy blitzartig und unerwartet mit sogenannten “kleinen” Kombinationen abschloss, wurden später von dem ehemaligen Weltmeister José Raúl Capablanca mit der französischen Bezeichnung “la petite combinaison” getauft.
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Capablanca seinerseits stellte auf seine unvergleichbare Art ebenso denkwürdige Modelle von einer grossartigen ästhetischen Schönheit auf.
Manchmal “sündigte” der kubanische Grossmeister auch etwas in seinem schimärischen Bestreben eine Partie im Stile eines Morphys abzuschliessen.
So kam es schon vor, dass er sich von seinem Vorsatz entfernte,
“die Belange der Position zu berücksichtigen”.
Einige Bewunderer in ihren Veröffentlichungen, gewöhnt an die fast unfehlbare “capablanquinische” Genauigkeit, dekorieren schon mal öfters die Tatsachen mit einer farbenprächtigen Sprache von positiven Eigenschaften, obwohl sie irreal und zweifelhaft sind.
Nachstehend nun ein Beispiel für das Vohergesagte:
Capablanca, J.R. – Fonaroff, Marc
New York 17.6.1918 oder vielleicht 22.6.1918
Die Stellung nach dem 16. Zug von Schwarz:
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Weiss zieht
Der weisse Stellungsvorteil ist beachtlich.
Seine Figuren sind aktiver und besser koordiniert.
Die Bauernstruktur ist überlegen. Weiss verfügt über mehr Bewegungsraum.
Vielleicht ist der Gewinnvorgang noch nicht so schnell zu vollziehen.
Es bestehen viele Zugmöglichkeiten und “Kandidaten”-Varianten innerhalb der Stellung.
Man kann Alternativen in Betracht ziehen wie:
17. Da3 oder 17. a4 oder 17. c3 oder 17. b3 oder 17. h4 usw.
Capablanca spielte jedoch 17. Txd6
Die Autoren des Buches “The Unkown Capablanca”,
(Seite 113, RHM Press New York 1973 / London 1975)
David Hopper und Dale Bandreth erteilten diesem Zug ein doppeltes Ausrufe- und Bewunderungszeichen;
ebenso wie der Schriftsteller Irvin Chernev (der zugab, dass er in jene Partie “verliebt sei”) in seinem Buch “1.000 Best Short Games of Chess” ( Seite 445, New York 1955).
Dahingegen kommentierten Dr. Max Euwe und GM Lodewijk Prins in ihrem Buch “Capablanca” (Seite 70, Das Schacharchiv, Hamburg 1979) folgendes:
“Eine überraschende Kombination, die in all ihren Varianten seines brillanten taktischen Inhaltes nicht gewinnt.”
Das starke PC-Programm Deep Rybka 3 Aquarium empfiehlt nach “langem Nachdenken”:
17. Da3!? als die beste verfügbare Variante für Weiss wie folgt:
17. Da3!? g6! 18. Txd6 Txd6 19. Dxd6 Dxd6 20. Sxd6 Td8 21. Sxb7 Tb8 22. Sc5 Txb2 23. Lxe5 Lxe5 24. Sd3 Tb5 25. c4 Ta5
26. Sxe5 Txe5 27. Te3+=)
17….Txd6
18. Lxe5 Td1? (Absurd, dass dieser “falsche” Zug in Erwägung gezogen wurde. Die wohl beste Verteidigung wäre sicher 18…..Da5! 19. Lc3 Lxc3 20. bxc3 Tg6 21. Se7+ Kh8 22. Sxg6+ hxg6! Wenn nun 23. Dd6 Kg8 mit Gegenspiel fur Schwarz
z.B., wenn 24. Db4 Dxa2 25. Dxb7 Dxc2 = gemäss Deep Rybka 3 Aquarium)
19. Txd1 Lxe5 20. Sh6+ (Der Beginn einer brillanten Kombination “à la Morphy”)
20….Kh8 21. Dxe5! Dxe5
22. Sxf7+ und Schwarz gibt auf 1:0
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Endstellung
Aufgrund der Tatsache, dass im Laufe der Jahre äusserst zahlreiche Versionen schon analysiert wurden, halte ich mich mit meiner Meinung etwas im Hintergrund.
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Der geneigte Leser soll aber wissen, dass diese Partie als Vorführpartie während der Pause eines musikalischen Ereignisses in der Musikakademie von New York gespielt wurde,
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deren Leiter Prof. Marc Fonoraff für die Musikhochschule war.
Es ist durchaus möglich, dass Capablanca sich von dem
festlichen Ereignis so beschwingen liess und infolgedessen
“ein künstlerisches Werk” schaffen wollte, wobei er die
technische Genauigkeit mal zur Seite schob.
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Mit anderen Worten ausgedrückt, wollte er vielleicht eine sehenswerte und verblüffende “Täuschung” hervorzaubern.
Sitges (Barcelona), im Februar 2015