Wagner-Chef: Was wir zum Absturz der Prigoschin-Maschine wissen
Jewgeni Priogoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, ist offenbar mit einem Flugzeug auf dem Weg von Moskau nach Sankt Petersburg abgestürzt. Noch ist vieles unklar, doch einige Fakten sind bereits bekannt.
Hat Wladimir Putin seine Rache an Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin genommen? Nach einem Flugzeugabsturz nahe Moskau deutet am Mittwochabend vieles darauf hin. Was wir über den Vorfall wissen – und was nicht.
Was über den Flugzeugabsturz bekannt ist
Prigoschin ist mit hoher Wahrscheinlichkeit tot. Laut russischer Luftfahrtbehörde war er an Bord des Flugzeugs, das am Mittwoch in der Region Twer zwischen Moskau und St. Petersburg abgestürzt ist. Zehn Personen seien in der Maschine gewesen, darunter drei Besatzungsmitglieder, hatte das russische Ministerium für Notfallsituationen kurz zuvor im Onlinedienst Telegram mitgeteilt.
Der Wagner-Gruppe nahestehende Telegram-Kanal "Grey Zone" bestätigte den Tod Prigoschins kurz darauf. "Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, Held Russlands, ein wahrer Patriot seines Vaterlandes, starb durch die Taten von Verrätern an Russland", hieß es auf dem Kanal, den Prigoschin in der Vergangenheit selbst nutzte. Es seien zwei Flugzeuge der Privatarmee Wagner in der Luft gewesen. Das zweite habe auf dem Flug nach St. Petersburg kehrtgemacht und sei im Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet.
Auch Wladimir Rogow, Mitarbeiter der von Russland eingesetzten Besatzungsverwaltung in der Region Saporischschja, schreibt auf Telegram, ihm sei Prigoschins Tod von Mitgliedern der Wagner-Truppe bestätigt worden.
Was noch unklar ist
Allen voran: Was genau passiert ist. Der Verdacht liegt nahe, dass Prigoschins Maschine gezielt zum Absturz gebracht wurde. Dafür gibt es allerdings noch keine stichhaltigen Belege. Der Wagner-Chef hatte aber vor zwei Monaten einen Quasi-Aufstand gegen Putin angezettelt, war mit seinen Soldaten gen Moskau gezogen und kurz vor der russischen Hauptstadt dann doch abgedreht. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko soll einen dubiosen Deal ausgehandelt haben, die Anklage wurde fallengelassen und Prigoschin konnte sich zuletzt frei in Russland bewegen.
Im Netz kursierende Video sollen den Absturz zeigen. Darauf taumelt ein qualmendes Flugzeug zu Boden und zerschellt dann dort. Mehreren Experten zufolge deutet dies auf einen Abschuss in der Luft oder eine Explosion an Bord hin. Bestätigt ist dies jedoch nicht. Zur Absturzursache gab es am Abend noch keine offiziellen Angaben. Die russischen Behörden leiteten Ermittlungen ein.
"Grey Zone" verbreitete aber die Version eines gezielten Abschusses durch die russische Luftwaffe. Überprüfen ließ sich diese Behauptung nicht. "Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands", hieß es in dem Post.
"Nach ersten Informationen sind alle Personen an Bord gestorben", hieß es von Russlands Luftfahrtbehörde. Da aktuell noch eine Suchaktion laufen soll, ist der Tod aller Menschen an Bord noch nicht endgültig geklärt. Allerdings sind die Überlebenschancen bei einem Absturz aus über 3700 Metern Höhe – so die letzte Info zu dem Flug auf "Flightradar24" – sehr gering.
Wer außer der dreiköpfigen Besatzung und Prigoschin noch an Bord der Maschine war, ist ebenfalls noch nicht klar. "Grey Zone" zufolge soll auch ehemalige Geheimdienstler Dmitri Utkin, der offizielle Wagner-Kommandeur, auf der Passagierliste gestanden haben. Das schreibt auch Wladimir Rogow.
Noch am Abend wurden mindestens acht Leichen aus den Trümmern geborgen, wie Quellen im Rettungsdienst der Stadt Bologoje der Agentur Tass sagten.
Weitere Quellen: "Flightradar24.com", "Grey Zone" auf Telegram.