Psychologische Studie: Partner hatte narzisstische Eltern – darum ist eine Beziehung besonders komplex
"Wenn mein Freund ähnliche Dinge sagt, wie mein Vater, bekomme ich Angst" – als Kind narzisstischer Eltern trägt man häufig Traumata mit sich herum, die der eigenen Beziehung massiv schaden können. Eine psychologische Analyse bestätigte dies.
Wer als Kind ungesunde Verhaltensweisen und Beziehungsmuster ertragen musste, verinnerlicht diese oftmals. Als Erwachsener kann einem die Kindheit somit erneut schaden, denn vor allem Menschen, die narzisstische Eltern hatten, üben erlernte Muster in ihren späteren Partnerschaften aus.
Die Wissenschaftlerin für evolutionäres Verhalten, Minna Lyons, von der Liverpool John Moores University in Großbritannien, wertete mit ihrem Team Beiträge der Plattform Reddit aus, in dem es um romantische Beziehungen oder das Dating in Kombination mit den Auswirkungen narzisstischer Elternteile ging.
Die Analyse filterte drei psychologische Hauptprobleme durch narzisstische Eltern heraus:
Vertrauensprobleme
Einem Narzissten kann man in der Regel nicht vertrauen, er nutzt die Wortwahl für seine Vorteile, lügt meist viel und hält sich nicht an Zusagen und Versprechen. Ein Muster, das in einer Beziehung, egal ob in der Partnerschaft oder als Eltern-Kind-Beziehung, ein starkes Vertrauensproblem auslöst. Hat man ein solches Muster also bereits in der Kindheit erleben müssen, so kämpfen Kinder von Narzissten häufig auch als Erwachsene mit Vertrauensproblemen. Das übermäßige Misstrauen führt zu Aussagen wie: "Wenn ich irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen meinem Vater und meinem Freund sehe, bekomme ich Angst. Wenn mein Freund etwas Ähnliches sagt, wie mein Vater, halte ich das für ein Warnsignal. Ich habe das Gefühl, dass ich Dinge überinterpretiere, die nicht unbedingt Warnsignale sind."
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Ungesunder Bindungsstil
Bei der Bindungsangst, die durch ein narzisstisches Elternteil entstehen kann, handelt es sich vielfach um über kontrollierende und sehr kritische Eltern. Nichts, was man in der Kindheit tat, war gut genug. Die Folge davon war laut des Forums häufig, dass sich Menschen nicht geliebt und nicht akzeptiert fühlten. Die Liebe und Zuneigung war an Bedingungen oder Leistung geknüpft.
Grenzen gibt es nicht
Ein Narzisst bekommt ungern Grenzen gesetzt. Häufig reagiert ein Mensch mit dieser Persönlichkeitsstörung sogar sehr extrem auf Grenzen anderer. Beispiel: Man wird gebeten etwas zu tun, verneint dies aber, weil man es nicht tun möchte. Mit ziemlicher Sicherheit wird der Narzisst einen dann für die "Unverschämtheit" nein gesagt zu haben, bestrafen. Entweder in Form von Ignoranz und Liebesentzug oder durch eine Menge Streit und Ärger. Damit versucht der Narzisst den anderen weichzukochen, seinem Wunsch oder besser gesagt seiner Forderung nachzukommen. Bei Reddit lauteten Beiträge: "Meine Kindheitsbeziehung mit einer narzisstischen Mutter bedeutet, dass ich nicht verstehe, wie wichtig es ist, dass Menschen meine Grenzen respektieren." oder ein anderer Mensch schreibt: "Ich dachte immer, ich müsste andere Menschen an die erste Stelle setzen. In früheren ernsthaften Beziehungen missachteten die Leute ständig meine Grenzen und ich ließ es zu. Ich habe ihren Gefühlen, Wünschen und Interessen Vorrang vor meinen gegeben. Ich fühlte mich für ihr Glück verantwortlich. Es war anstrengend."
Kinder von narzisstischen Eltern sind es gewohnt schlecht behandelt zu werden und rutschen somit noch als Erwachsene schnell in altbekannte Muster. Beim Daten oder in einer Beziehung lassen sie sich häufig viel zu lange mit Füßen treten oder sogar ausnutzen. Durch die ungesunde Kindheit fehlt ihnen eine Arte Vergleichswert, wie es ist, eine gesunde zwischenmenschliche Beziehung zu führen. Liebe und Schmerz hängen für Menschen mit narzisstischem Elternteil zusammen.