Henry Kissinger definiert für den Zeitraum von 1945 bis zum Ende des Ost-West-Konflikts (1990) das Verhältnis der USA zur konkurrierenden Sowjetunion nicht als Herausbildung und Funktionsweise einer dualen Hegemonie, sondern versetzt beide zusammen mit China in ein Dreiecksverhältnis unterschiedlich mächtiger, aber prinzipiell gleichrangiger Kontrahenten. Zur Erhaltung des Kräftegleichgewichts zwischen diesen drei Polen sei die atomare Abschreckung eine unbedingte „Notwendigkeit“ gewesen, behauptet Kissinger. Darin ist er sich mit seinem späteren Außenministerkollegen George Shultz, dem früheren US-Verteidigungsminister Bill Perry und dem ehemaligen US-Senator Sam Nunn einig. Für die Zeit nach dem Ost-West-Konflikt vertritt er jedoch die Auffassung, dass eine von nuklearen Waffen freien Welt die bessere Alternative darstellt. Welcher Paradigmenwechsel verbirgt sich hinter dieser neuen Rationalität bzw. von welcher Theorie hat sich der Stratege Kissinger verabschiedet? Ein Blick in den Epilog des Buches vermittelt mehr Aufschluss (Kissinger, Henry, On China, London, 2011)
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