Partnerschaft: "Es geht zu selten um Nebenwirkungen" – Philine und Timo erklären, warum hormonelle Verhütung nicht zu ihnen passt

Als ihr die Pille verschrieben wird, ist Philine 13 Jahre alt. Viel zu früh, findet die junge Frau heute. Inzwischen haben sie und ihr Freund Timo andere Verhütungsmethoden ausprobiert und finden: Mit hormoneller Verhütung wird zu leichtfertig umgegangen.

Philine und Timo sind beide 20 Jahre alt. Sie haben sich in der Berufsschule kennengelernt, beide machen eine Ausbildung zur Pflegekraft. Sie sind seit einem Jahr ein Paar und im August mit ihrer Ausbildung fertig. Dann wollen sie zusammenziehen.

Philine: Als ich mit 13 das erste Mal bei der Frauenärztin war, wurde mir die Pille verschrieben. Einfach so. Prophylaktisch. Ziemlich früh, finde ich heute. Ich habe die Pille damals dann auch genommen, ohne mir über die Nebenwirkungen Gedanken zu machen. Erst in der Beziehung mit Timo habe ich gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich war ständig unglücklich, habe oft geweint und war unmotiviert. Meine Regelblutung war eine Katastrophe: Ich habe durchgehend geblutet, aber immer nur so ganz leicht. Ich hatte keinen Zyklus, obwohl ich die Pille regelmäßig genommen habe. Alles war durcheinander, auch meine Gefühle. 

Timo: Aufgeklärt hat mich meine Mutter. Sie hat mich daran erinnert, Kondome zu benutzen, hat irgendwann auch einfach mal eine Packung auf den Tisch gestellt. Bisschen unangenehm war es mir schon, aber irgendwie auch normal. Wir haben früh über Verhütung geredet, so nebenbei. Es gab nicht das eine große Aufklärungsgespräch am Küchentisch. Zum Glück. Meine Mutter hat mich eher zwischendrin mal abgepasst, wenn ich gerade im Bad war und mich fertig gemacht habe oder so. Sie hat immer wiederholt: Für die Verhütung sind nicht nur die Frauen zuständig, sondern auch wir Männer.

Philine: Timo ist meine erste Beziehung, mit ihm hatte ich meinen ersten Sex.

Timo: Mein erstes Mal hatte ich mit 14, mit der falschen Person am falschen Ort. Sicher nicht die schlimmste Entscheidung meines Lebens, aber auf jeden Fall eine, die ich bereue. Mit Philine habe ich meine erste längere Beziehung.

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Philine: Als ich wegen meiner Beschwerden zur Ärztin gegangen bin, meinte die, dass die Pille wahrscheinlich zu niedrig dosiert sei – und hat mir eine stärkere verschrieben. Das hat sich nicht richtig angefühlt. Ich habe sie trotzdem genommen, weil ich Angst hatte, die Pille nach sieben Jahren abzusetzen.

Timo: Ich habe mich nie über die Pille informiert, aber ich habe bei Philine gesehen, wie sie wirken kann. Diese ständigen Blutungen, Selbstzweifel, körperlich wie geistig, die Zusammenbrüche. Irgendwann meinte ich: Und was, wenn du die nicht mehr nimmst? PAID Franka Frei: Periode ist politisch und Verhütung (auch) Männersache

Philine: Ohne Timo hätte ich die Pille nicht abgesetzt, glaube ich. Es war seine Idee, nachdem er gesehen hat, dass es mir nicht gutgeht. Er meinte, dann haben wir jetzt erst mal Sex mit Kondom, bis wir eine andere Lösung finden. Am Anfang haben wir sowieso mit Kondom verhütet, weil wir ja nicht wussten, ob einer von uns Krankheiten hat. Zufällig waren wir dann gezwungen, uns testen zu lassen, weil sich erst Timo und etwas später dann ich mit Patientennadeln gestochen hatten. 

Timo: Wir wurden dann auf HIV, Hepatitis C und so weiter getestet. 

Philine: Wir sind beide gesund, haben aber trotzdem oft mit Kondom verhütet, wenn mein Zyklus mal wieder durcheinander war. Nachdem wir sechs Monate zusammen waren, haben wir dann entschieden, dass ich die Pille absetze. 

Timo: Wir hatten uns schon seit einiger Zeit über die Spirale informiert. Es hieß, dass sie erst nach der ersten Schwangerschaft empfohlen wird. Aber Freundinnen von Philine hatten die auch schon eingesetzt bekommen.

Ich war noch ein Kind, als ich angefangen habe, die Pille zu nehmen

Philine: Ich war bei meiner Frauenärztin zur Routine-Untersuchung, und habe ihr mitgeteilt, dass ich die Pille abgesetzt habe. Sie wollte mir dann die Hormonspirale andrehen, aber das wollte ich nicht. Ich habe angesprochen, dass ich es krass finde, dass jungen Mädchen immer die Pille verschrieben wird. Dass es immer um hormonelle Verhütung geht. Sie meinte, dass sie die empfiehlt, weil hormonelle Verhütungsmethoden günstig und sicher seien. Ich finde, es geht zu selten um die Nebenwirkungen. 

Timo: In letzter Zeit geht es Philine langsam besser.

Philine: Ich hatte so Angst, dass ich ohne die Pille eine schlechte Haut kriege. Ich war noch ein Kind, als ich angefangen habe, die Pille zu nehmen. Ich wusste also gar nicht, wie meine Haut ohne Pille ist. Ich dachte, kommen die Pubertätspickel jetzt verspätet? Aber das ist alles nicht passiert. Mir geht es stimmungsmäßig viel besser. 

Timo: Ich wäre gerne mitgekommen zu dem Termin bei der Frauenärztin, aber Männer dürfen nicht in die Praxis. Auch nicht ins Wartezimmer. Ich war dann Eis essen.

Philine: Ich habe der Frauenärztin gesagt, dass ich gerne die Kupferspirale ausprobieren möchte, und dann hat sie direkt das Aufklärungsgespräch geführt. Wir haben einen Ultraschall gemacht. Es war nicht klar, ob die Kupferspirale nicht zu groß ist für meinen Körper, aber die kleinste Größe scheint doch zu passen. Die kostet 200 Euro.

Timo: Die Kosten werden wir uns teilen.

Philine: Sie sollte mir gestern eingesetzt werden. Seit Monaten suche ich nach einem geeigneten Termin. Es muss während der Periode passieren, aber nicht am ersten, sondern am zweiten oder dritten Tag. Gestern war meine Periode dann schon vorbei. In den letzten vier Monaten musste das Einsetzen immer wieder verschoben werden, weil Feiertag war oder Wochenende. Oder es gab keine freien Termine, schon ein bisschen nervig. Der nächste Versuch ist jetzt im Februar.

Timo: Wie diese Spirale genau in Philines Körper sitzen wird, weiß ich nicht. Ich finde aber, sie klingt nach einer guten Lösung. 

Philine: Sie bringt auch Risiken mit sich. Sie kann rausrutschen, verrutschen, sie kann sich entzünden oder eine Eileiter-Schwangerschaft verursachen. Aber das nehme ich immer noch lieber in Kauf als die Nebenwirkungen der Pille.